Klausur-Tipps

Unsere Tipps für eine gelungene Klausur.

  1. Häufige Probleme während einer Klausur:
    1. Die Zeit wird knapp.
    2. Der Sachverhalt wird falsch verstanden.
    3. Ihr beherrscht den Gutachtenstil noch nicht.
    4. Falsche/Fehlende Schwerpunktsetzung
  2. Formelle Fragen
    1. Muss man Unterpunkte einrücken?
    2. Muss in der Klausur die Gliederung mitgeschrieben werden?
    3. Müssen in der Klausur Fußnoten angegeben werden?
    4. Muss man bei Argumenten/Definitionen BGH-Urteile als Referenz angeben?
    5. Gewichtung.
  3. Sonstige Tipps
  4. Negative Vibes und positive Stimmung

Häufige Probleme während einer Klausur:

Die Zeit wird knapp.

Die Klausuren werden von den Professoren oft so ausgelegt, dass man gegen Ende Zeitprobleme bekommt und die Klausuren nicht mehr vollständig bearbeiten kann.

Tipp: Übt am Besten so viele Fälle wie möglich und messt dabei die Zeit um zu versuchen immer näher an die 90 Minuten Bearbeitungszeit heranzukommen. Solltet ihr während der Klausur merken, dass ihr es doch noch knapp wird, verfallt nicht in Panik und kürzt am Besten eure Argumentationen an geeigneter Stelle ab und konzentriert euch stattdessen darauf die relevanten Punkte der Prüfung anzusprechen, sodass ihr dem/der Korrektor*in zeigt, dass ihr das Prüfen eines Sachverhalts grundsätzlich verstanden habt.

Der Sachverhalt wird falsch verstanden.

Oft nimmt man sich nicht genügend Zeit den Sachverhalt richtig durchzulesen und macht dabei Fehler.

Tipp: Lest euch den Sachverhalt min. zwei Mal durch und markiert dabei die relevanten Fakten. Empfohlen wird das erste Mal den Sachverhalt grob zu verstehen und beim zweiten Durchlesen relevante Punkte hervorzuheben. Auch kurze Stichpunkte am Rand nach einem Absatz oder bei einer wichtigen Passage können helfen.

Ihr beherrscht den Gutachtenstil noch nicht.

Während des ersten Semesters lernt ihr primär den Gutachtenstil kennen und solltet den bis zur Prüfung anwenden können. Ungeübter oder fehlerhafter Gutachtenstil könnte euch viele wertvolle Punkte kosten.

Tipp: Hier hilft nur vieles, kontinuierliches Schreiben. Einen guten Einstieg bekommt ihr über die Fallbearbeitung in euren Methodenkursen und Tutorien. Zur Vertiefung könnt ihr euch „Einführung in den Gutachtenstil“ vom Springer-Verlag durchlesen. Dies gibt es gratis über das Bibliotheksportal und enthält weitere, nützliche Tipps.
Dies wird leider allein nicht ausreichen. Um den Gutachtenstil auch in späteren Semestern gut zu können, braucht ihr Praxis mehr als alles andere. Also: übt den Gutachtenstil mit Fällen. Fallbücher gibt es genug. Eure Methodenkursleiter*innen und Tutorienkursleiter*innen werden euch dazu Bücher empfohlen haben. Ihr könnt sie auch darauf ansprechen, sie helfen sicher gerne. Ansonsten findet Ihr auch gute Fälle im Internet, auf „Juriverse“ (hier) oder auch anderen Webseiten.

Letztlich kann es besonders anfangs helfen, wenn ihr den Obersatz, die Definition, die Subsumtion und das Ergebnis in jeweils anderen Farben markiert, um einfach erstmal das Schema zu verstehen.

Falsche/Fehlende Schwerpunktsetzung

Den richtigen Schwerpunkt einer Prüfung zu finden ist schwierig. Viele erkennen, sobald sie die Klausuren zurückbekommen haben, dass sie den Schwerpunkt gar nicht oder an falscher Stelle gesetzt haben. Zwei Seiten zur Kausalität zu schreiben, obwohl das Problem bei der objektiven Zurechnung liegt verschwendet nicht nur eure Zeit, sondern zeigt eurer/eurem Korrektor*in auch, dass ihr den Schwerpunkt der Klausur mitunter nicht verstanden habt.

Tipp: Vor der Klausur solltet ihr euch mit so vielen Problemen/Schwerpunkten wie möglich vertraut machen. Übt an Fällen den Schwerpunkt zu erkennen und euch an anderen, unwichtigeren Stellen zurückzuhalten und sie schnell abzuarbeiten.
Während der Klausur solltet ihr euch beim Durchlesen des Sachverhalts überlegen, wo die Schwerpunkte (es sind meistens mehr als einer) liegen könnten und orientiert euch bei eurer Lösungsskizze daran. Schreibt euch dies auch gerne neben den Sachverhalt an den Rand, damit ihr es nicht vergesst.

Formelle Fragen

Muss man Unterpunkte einrücken?

Grundsätzlich nicht. Macht es nur, wenn es euch hilft die Übersicht zu bewahren.

Muss in der Klausur die Gliederung mitgeschrieben werden?

Ja, auf jeden Fall. Zum einen könntet ihr Punktabzüge bekommen, wenn ihr es nicht macht, zum anderen hilft eine gute Gliederung auch euch in euren Gedanken unglaublich weiter und bewahrt euch davor euren „roten Faden“ zu verlieren.

Müssen in der Klausur Fußnoten angegeben werden?

In Präsenzklausuren nicht. Da die Klausuren dieses Semester allerdings im OpenBook-Format durchgeführt werden, müsst hinter wörtliche Zitate (Definitionen sind ausgenommen) den Autor, die Fundstelle eingeklammert angeben und das Zitat in Anführungszeichen setzen.

Muss man bei Argumenten/Definitionen BGH-Urteile als Referenz angeben?

Nein. Dies wird erst bei Hausarbeiten von euch verlangt.

Gewichtung.

Die meisten Klausuren haben mindestens einen Fall und dazu einige fachliche Fragen. Ausgenommen sind grundsätzlich lediglich die Klausuren „Römisches Recht und Europäische Rechtsgeschichte“ und „Rechtstheorie“, die in der Regel ein anderes Format haben. Für die restlichen Klausuren gilt normalerweise eine Gewichtung zwischen 70/30 und 80/20, wobei die Fallbearbeitung die meisten Punkte bringt. Bearbeitet also unbedingt primär den Fall und beantwortet die Fragen erst sofern ihr Zeit habt. Natürlich sollt ihr die Fragen nicht vernachlässigen, aber taktisch ist es klüger die Fragen nach dem Fall zu bearbeiten.

Sonstige Tipps

  • Eine Mindmap oder eine Lösungsskizze ist bei der Bearbeitung eines Falls unglaublich hilfreich. Beachtet aber die Zeit!

  • Macht euch bei Gelegenheit ein eigenes Lernskript oder erklärt den Stoff euren Komiliton*innen. Probleme, Argumente und Schemata zu erklären ist ein hervorragender Weg um zu lernen. Vergesst allerdings nicht auch Fälle zu bearbeiten. Das ist mindestens genauso, wenn ich sogar noch wichtiger.

    Zum Erlernen von Definitionen könnt ihr euch die Karteikarten-App „Anki“ anschauen.

    Anki ist ein Programm, mit dem man Karteikarten auf dem Laptop und auf dem Handy lernen und erstellen kann. Die App ist ziemlich praktisch, da sie automatisch Intervalle einstellt, wie oft ihr die einzelnen Karten wiederholen müsst. Wenn ihr euch die App im 1. Semester herunterladet, ist das extrem praktisch, weil euch die App immer wieder Sachen aus allen Semestern abfragen wird, die ihr ja alle beim Staatsexamen braucht und ihr müsst im Repetitorium nicht alle Definitionen und Streitstände wieder neu erlernen.
    Zu der App könnt ihr euch Jura-Kartenvorlagen herunterladen von Thomas Kahn dadurch könnt ihr zum Beispiel Schemata einfach eintragen. Wie das Ganze funktioniert könnt ihr euch in dem YouTube Video unten anschauen.

    der Download-Link: https://apps.ankiweb.net/
    der Download-Link für die Vorlagen: http://www.thomaskahn.de/jura-vorlagen/#/download
    der Link für das Erklär-Video (Anki und Vorlagen): https://www.youtube.com/watch?v=D6DY8w2PImA

  • Ihr müsste nicht alle lateinischen Begriffe auswendiglernen. Einige, wie in dubio pro reo, essential negotii, lex specialis, ad incertas in personas, gibt es, die ihr kennen solltet, um besser argumentieren zu können und um dem Stoff besser folgen zu können. Für die anderen gilt: Sie sind hilfreich und ihr könnt bei richtigem Gebrauch euer Können unter Beweis stellen, bedenkt aber, dass bei falscher Nutzung der Schaden umso größer sein könnte.

  • Lerngruppen können sehr, sehr praktisch sein. Achtet aber darauf, dass ihr auch gemeinsam lernt und nicht nur ständig „quasselt“.
    Gute Konzepte sind, dass ihr gemeinsam einmal die Woche einen Fall bearbeitet, jeder einmal pro Woche einen anderen Fall löst und ihr die Fälle gegenseitig erklärt oder dass ihr euch gegenseitig verschiedene Themata erklärt (eine/r sozusagen in dem Thema dann Expertenwissen hat).
    Achtet allerdings auch darauf, dass eure Gruppen nicht zu groß werden. Erfahrungsgemäß ist 5-6 Kommiliton*innen das Limit um dennoch produktiv arbeiten zu können.

  • Vorlesungen sind nicht alles. Solltet ihr irgendwann feststellen, dass ihr aus Vorlesungen nichts mitnehmt und mit Lehr-, Fallbüchern und Skripten viel besser lernt, dann überlegt, ob es nicht vielleicht sinnvoller ist auf die Vorlesungen zu verzichten und in der Zeit auf eigene Hand zu lernen.

    Beachtet aber, dass euer Professor*in eventuell eine andere Schwerpunktsetzung verfolgt als euer Lehrbuch, das kommt vor. Ab und zu in eine Vorlesung zu gehen, kann also durchaus immer noch sinnvoll sein.

    Es kann natürlich auch sein, dass euch lediglich der Stil eurer Professorin/eures Professors nicht zusagt. Es gibt oftmals noch andere Möglichkeiten. Der BRF (Bundesverband rechtswissenschaftlicher Fachschaften) hat dazu eine Linksammlung von öffentlich zugänglichen Vorlesungen zusammengestellt, schaut auch gerne da vorbei. (https://bundesfachschaft.de/themen/selbststudium/)

  • Spielt nicht Vier-Gewinnt! Es gibt immer einige Studierende, die darauf setzen, dass sie sie in den ersten vier Semestern nur vier Punkte in den Klausuren/Hausarbeiten brauchen um durchzukommen. Diese Strategie ist allerdings sehr, sehr risikoreich. Korrektor*innen bewerten Klausuren/Hausarbeit mitunter sehr unterschiedlich. Was bei dem/der einen für sechs Punkte wert ist, könnte dem/der anderen keine drei Punkte wert sein. Ihr könnt euch nie sicher sein, welche Note ihr bekommen werdet, wenn ich nicht euer Bestes gebt.

  • Lasst euch in eurem Studium nicht zu sehr unter Druck setzen. Manche von euch werden Sachen hier und da schneller begreifen, andere brauchen dafür etwas länger. Das ist normal. Sucht euer eigenes Tempo.

Negative Vibes und positive Stimmung

Vermeidet Leute, die euch ein schlechtes Gefühl geben gerade während der Klausurenphase kann es sehr belastend sein, wenn man die ganze Zeit von anderen hört wie viel mehr sie schon gelernt haben.

Die Klausuren sind sehr anspruchsvoll und die Korrektoren bewerten sehr streng und teilweise nicht ganz nachvollziehbar. Solltet ihr eine schlechte Klausur zurückbekommen oder sogar durchgefallen ist das in Ordnung und total normal, die meisten Jura Studierenden fallen mindestens einmal (oder auch öfters) in ihrer Laufbahn durch eine Klausur. Also gebt nicht auf, wenn ihr schlechte Noten bekommt und lasst euch nicht einreden, dass ihr für das Jurastudium zu schlecht seid.

Solltet ihr einige Wochen vor den Klausuren feststellen, dass ihr es nicht hinbekommt den ganzen Stoff zu lernen, ist es in Ordnung sich für eine Klausur abzumelden (beachtet die 2-wöchige Frist dafür) und diese Klausur erst später zu schreiben.
Beachtet aber, dass wenn ihr das zu oft macht, es zu einer Verlängerung eurer Studienzeit führen kann. Das ist ok und durchaus kein seltenes Phänomen. Bei den meisten passiert das aber, weil man durch Klausuren durchgefallen ist. Der Vorteil am Schieben ist, dass man nicht die 3 Punkte auf seinem Bachelorzeugnis stehen hat (auf dem Bachelorzeugnis werden alle Notenpunkte der jeweiligen Module angezeigt, also wenn ihr 3 Versuche gebraucht hat, stehen 3 Noten darauf).
Außerdem könnt ihr euch dann besser auf andere Klausuren vorbereiten. Anderseits könnt ihr euren Studienverlauf aus den Augen verlieren, wenn ihr zu viel schiebt. Solltet ihr Fragen dazu haben wendet euch gerne an Herrn Baranov (alexander.baranov@fu-berlin.de). Er ist für Studienverlaufspläne zuständig.

Im Großen und Ganzen: lasst euch nicht einreden, dass ihr zu schlecht seid und geht an das Jurastudium so heran, wie es für euch am Besten ist!

Dazu noch:

Römisches Recht und Europäische Rechtsgeschichte

Mit etwas Verspätung kommt jetzt auch der Beitrag zum Römischen Recht und Europäische Rechtsgeschichte. Allgemeines Das Modul ist nicht examensrelevant, enthält aber mitunter Inhalte, die für spätere Module, wie Sachenrecht oder die Schwerpunkte Römische oder Europäische Rechtsgeschichte, interessant sein könnten. Neben dem inhaltlichen Aspekt ist das Modul auch aus einer studientaktischen Sicht nicht zu vernachlässigen.…